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Schwebstoffmessprogramm 2009-2011 in Elbe, Weser, Ems

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Version vom 16. November 2016, 11:04 Uhr von imported>Grünler Steffen

Veranlassung und Ziel

Um die in der BAW eingesetzten und hochentwickelten numerischen Modell- und Berechnungsverfahren kalibrieren und validieren zu können, spielen die Messungen von ästuarinen Gewässerparametern wie die Strömung, der Volumen- und Massentransport sowie die Schwebstoffkonzentrationen (SSC) eine wichtige Rolle. Zudem liefern Messdaten einen elementaren Beitrag zum Verständnis der ästuarinen Schwebstoffdynamik und von gewässerphysikalischen Prozessen in der Wassersäule.

Hierzu führte die Abteilung Wasserbau im Küstenbereich der Bundesanstalt für Wasserbau, Dienststelle Hamburg (BAW-DH), in den Jahren 2009-2011 ein umfangreiches Schwebstoffmessprorgamm in den Ästuaren Weser, Elbe und Ems durch, die als Seehafenzufahrten besondere Bedeutung haben.

Zentrales Ziel des Forschungsprojektes ist die Validierung und Weiterentwicklung der bei der BAW eingesetzten in-situ Methoden zur Untersuchung der Schwebstoffdynamik in den drei Ästuaren der Deutschen Bucht (Weser, Elbe und Ems) und umfasst die Generierung von fachlich gesicherten Validierungsdaten für die Größen der Strömungsgeschwindigkeit, Volumentransport, Schwebstoffgehalt (SSC) und -transport. Zur Analyse der Daten werden Tidekennwerte (Beispiel Bild XXX) und residuelle Volumen- und Massentransporte ermittelt und die Ergebnisse hinsichtlich der Tidedynamik ästuarübergreifend ausgewertet. Das bei der BAW angewendete Prozessierungsverfahren zum Abschätzen von Schwebstoffgehalten aus schiffsgestützten ADCP-Messungen (Acoustic Doppler Current Profiler) unter ästuarinen Bedingungen wurde im Rahmen einer Forschungskooperation mit dem Zentrum für marine Umweltwissenschaften (Marum) der Universität Bremen evaluiert und weiter optimiert.

Messkonzept

Während des dreijährigen Schwebstoffmessprogramms wurden 21 sogenannte "Ganztidenmessungen" durchgeführt, das heißt es wurde mit ca. 13 h Stunden mehr als einen kompletten Tidezyklus gemessen. Ein zuvor festgelegtes Gewässerprofil wird quasi kontinuierlich gequert, um gewässerphysikalische Parameter so zu erfassen, dass die tidedynamischen Prozesse beschrieben werden können. Von zentraler Bedeutung sind hierbei die Daten eines Acoustic Doppler Current Profilers (ADCP). Ein ADCP liefert nicht nur Daten über die 3-dimensionale Verteilung der Strömung im Messquerschnitt. Die ebenfalls aufgezeichneten Daten über die akustische Rückstreuintensität können darüber hinaus genutzt werden, um die Masse der in der Wassersäule suspendierten Schwebstoffe abzuschätzen. Hierzu sind die Erfassung weiterer Messgrößen (z.B. Salzgehalt und Temperatur durch CTD, Trübungsmessungen und die Korngrößenverteilung mittels LISST) sowie die Entnahme von Wasserproben zur Kalibrierung erforderlich. Solche sogenannten "Kalibrierfahrten" finden in der Regel alle 30 min statt (vgl. Bild XXX). Die Umrechnung der akustischen Rückstreuung eines ADCP in Schwebstoffkonzentrationen erfordert darüber hinaus ein relativ aufwändiges Prozessing, bei der eine speziell für diesen Zweck entwickelte Software zum Einsatz kommt. Aus der Messung der Strömungsgeschwindigkeiten und Volumentransporte und der abgeleiteten SSC können Massentransporte berechnet werden. Gemessen über einen Tidezyklus, kann ebenso bilanziert und residuelle Volumen- und Massentransporte ermittelt werden.

Messquerschnitte

Die nachfolgende Tabelle sowie Bild XXX geben einen Überblick über die Messquerschnitte an Weser, Elbe und Ems.

Nr. Name Km Datum Messdauer
1 Rechtenfleth 47,1 22.06.2009 12h 59min
2 Nordenham 56,7 19.06.2009 12h 38min
3 Blexer Bogen 61,1 24.06.2009 12h 26min
4 CT 4 74,3 17.06.2009 11h 58min
5 Rechtenfleth 47,1 08.06.2010 12h 42min
6 Nordenham 56,7 10.06.2010 13h 07min
7 Blexer Bogen 61,1 12.06.2010 13h 30min
8 Rechtenfleth 47,1 13.06.2011 12h 51min
9 Nordenham 56,7 15.06.2011 13h 20min
10 Blexer Bogen 61,1 17.06.2011 13h 02min
11 Rhinplate Nord 677 20.06.2010 12h 29min
12 St. Margarethen 688 22.06.2010 12h 54min
13 Neufeld 708 14.06.2010 12h 18min
14 Wedel 643 25.05.2011 12h 32min
15 Pagensand Nord 666 27.05.2011 10h 53min
16 Rhinplate Nord 677 30.05.2011 13h 12min
17 Neufeld 705 01.06.2011 13h 36min
18 Gandersum 31,7 06.07.2009 13h 04min
19 Pogum 35 08.07.2009 12h 26min
20 Gandersum 31,7 28.06.2011 12h 55min
21 Dukegatt 63,1 30.06.2011 12h 39min

Ergebnisse

Als zentrales Ergebnis steht der BAW (besonders den Modellanwendern und -entwicklern) ein konsistent erhobener, evaluierter, ästuarübergreifender und umfassend dokumentierter Validierungsdatensatz zur Schwebstoffdynamik zur Verfügung (vgl. Bild XXX). Als weiteres wichtiges Ergebnis steht eine optimierte Kalibrierung des ADCP-Sensors, mit der die abgeleiteten Schwebstoffgehalte und -transporte unter ästuarinen Bedingungen zutreffender berechnet werden können. Im Zuge dessen wurden die wissenschaftlichen Ergebnisse aus der Kooperation mi dem Marum genutzt, um einen reproduzierbaren Workflow von der Datenaufnahme bis zur Datenablage an der BAW-DH zu installieren. Im Zuge der engen Kooperation mit dem Marum wurden zudem erstmals Kriterien zur Messunschärfe für schiffsgestützte ADCP-Schwebstoffmessungen entwickelt und als quantitative Angaben im Validierungsdatensatz integriert. Für die Ablage der schiffsgestützten ADCP-Querprofilmessungen wurde die international anerkannte NetCDF-Schnittstelle (ADCP-NetCDF) benutzt. Damit können die qualitätsgesicherten Validierungsmessdaten den Modellanwendern einfacher zur Verfügung gestellt werden.

Die Qualität der Schwebstoffmessungen ist hervorragend zur Kalibrierung und Validierung numerischer Modellsimulationen in den Ästuaren Elbe, Weser geeignet. Das Messverfahrens ist für die Anwendung in der Ems bedingt geeignet. Für Bereiche mit ausgeprägten Fluid-Mud sind keine qualitativ verwertbare Messergebnisse zu erwarten. Die Erfahrungen aus dem Projekt zeigen, dass die Qualität der Kalibrierergebnisse der ADCP-gestützten SSC neben der Variation der SSC (ästuarine Randbedingungen, Tideperiode) auch an ganz praktischen Einschränkungen wie der Sachkenntnis und Erfahrung des Bearbeiters abhängt. Dazu zählt auch, dass für eine qualitätsgesicherte Prozessierung lokale Gegebenheiten und die ästuarinen Randbedingungen unbedingt berücksichtigt werden müssen, da eine Standardprozessierung und -anwendung am Grenzbereich des Messverfahrens zu teils unrealistischen SSC-Abschätzungen führen kann. Hierfür ist im Gesamten ein hoher technischer, zeitlicher Aufwand notwendig.

Die detaillierten Methoden- und Ergebnisdarstellungen der Untersuchungen finden sich in nachfolgenden Dokumenten der BAW und des Marum.



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