Systematische Untersuchungen zur Erfassung von Squat und Trimm sowie schiffserzeugter Druck- und Wellensysteme bei Fahrt im Revier mit seitlich begrenzter Fahrrinne im Flachwasser: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Untersuchungen zum fahrdynamischen Verhalten sehr großer POST-PANMAX-Containerschiffe bei Revierfahrt in seitlich und tiefenbegrenztem Fahrwasser wurden im Flachwasserbecken der BAW-DH (Länge ca. 100 m, Breite ca. 35 m, max. Wassertiefe 0,7 m) in einem Modellmaßstab von 1:40 nach den FROUDEschen Modellgesetzen vorgenommen. <br> | Die Untersuchungen zum fahrdynamischen Verhalten sehr großer POST-PANMAX-Containerschiffe bei Revierfahrt in seitlich und tiefenbegrenztem [[Fahrwasser]] wurden im Flachwasserbecken der BAW-DH (Länge ca. 100 m, Breite ca. 35 m, max. [[Wassertiefe]] 0,7 m) in einem Modellmaßstab von 1:40 nach den FROUDEschen Modellgesetzen vorgenommen. <br> | ||
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''mit:'' A<sub>T</sub> ''Fläche des benetzten Wasserstraßen-Teilquerschnitts von Kursachse bis Ufer'' | ''mit:'' A<sub>T</sub> ''Fläche des benetzten Wasserstraßen-Teilquerschnitts von Kursachse bis [[Ufer]]'' | ||
Neben den Messungen zur [[Schiffsdynamik]] (Squat, Trimm) wurden ebenso die geschwindigkeitsabhängigen Wasserspiegelauslenkungen im Querprofil ausgewertet und analysiert. Dazu werden ausgewählte Ergebnisse dargestellt und bewertet. | Neben den Messungen zur [[Schiffsdynamik]] ([[Squat]], [[Trimm]]) wurden ebenso die geschwindigkeitsabhängigen Wasserspiegelauslenkungen im [[Querprofil]] ausgewertet und analysiert. Dazu werden ausgewählte Ergebnisse dargestellt und bewertet. | ||
===Ausgewählte Ergebnisse – Squat und Trimm=== | ===Ausgewählte Ergebnisse – Squat und Trimm=== | ||
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Am Beispiel der Messergebnisse für den MEGA-JUMBO werden folgende Zusammenhänge aufgezeigt: | Am Beispiel der Messergebnisse für den MEGA-JUMBO werden folgende Zusammenhänge aufgezeigt: | ||
* Geringere Querschnittsverhältnisse von eingetauchtem Hauptspantquerschnitt zum Wasserstraßenquerschnitt führen zu größeren geschwindigkeitsabhängigen Squatwerten (Bild 2). | * Geringere Querschnittsverhältnisse von eingetauchtem Hauptspantquerschnitt zum Wasserstraßenquerschnitt führen zu größeren geschwindigkeitsabhängigen Squatwerten (Bild 2). | ||
* Verschiedene Fahrwasserverhältnisse in Form und seitlicher Begrenzung ausge-hend von seitlich unbegrenztem Fahrwasser bis engen hin zur Fahrrinne im Flachwassern führen zu einer deutlichen Zunahme des Squats (Bild 3). | * Verschiedene Fahrwasserverhältnisse in Form und seitlicher Begrenzung ausge-hend von seitlich unbegrenztem Fahrwasser bis engen hin zur [[Fahrrinne]] im Flachwassern führen zu einer deutlichen Zunahme des Squats (Bild 3). | ||
[[Bild: Querschn_Squat_MegaJumbo_b2.jpg|thumb|Bild 2: Einfluss der Querschnittsverhältnisse auf das geschwindigkeitsabhängige Squat-Verhalten bei Revierfahrt (MEGA-JUMBO) (60k)]] | [[Bild: Querschn_Squat_MegaJumbo_b2.jpg|thumb|Bild 2: Einfluss der Querschnittsverhältnisse auf das geschwindigkeitsabhängige Squat-Verhalten bei Revierfahrt (MEGA-JUMBO) (60k)]] | ||
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Die Ergebnisse der umfangreichen Untersuchungen zeigen, dass gerade auf längeren Revieren zu großen Seehäfen wie z.B. der Tideelbe, der Tideweser oder der Schelde zum Hafen Antwerpen sowohl die Fahrrinnentiefe als auch die Fahrwasserbreite (der Wasserstraßenquerschnitt) in die Vorausberechnung des geschwindigkeit- und fahrzeugabhängigen maximalen Squat einbezogen werden muss, um die Leichtigkeit und Sicherheit des Schiffsverkehrs zu den Seehäfen von Seiten der WSV zu gewährleisten. | Die Ergebnisse der umfangreichen Untersuchungen zeigen, dass gerade auf längeren Revieren zu großen Seehäfen wie z.B. der [[Tideelbe]], der Tideweser oder der Schelde zum [[Hafen]] Antwerpen sowohl die Fahrrinnentiefe als auch die [[Fahrwasserbreite]] (der Wasserstraßenquerschnitt) in die Vorausberechnung des geschwindigkeit- und fahrzeugabhängigen maximalen Squat einbezogen werden muss, um die Leichtigkeit und [[Sicherheit]] des Schiffsverkehrs zu den Seehäfen von Seiten der WSV zu gewährleisten. | ||
===Ausgewählte Ergebnisse – Schiffserzeugte Belastung=== | ===Ausgewählte Ergebnisse – Schiffserzeugte Belastung=== | ||
Die gleichzeitig mit der [[Schiffsdynamik]] gemessenen geschwindigkeitsabhängigen, schiffser-zeugten Wasserspiegeländerungen (Absunk z<sub>A</sub>, Primärwelle H<sub>P</sub> und Sekundärwelle H<sub>S</sub>) und dessen querschnittsabhängige Verteilung im Fahrwasser wurden beispielhaft für den Absunk z<sub>A</sub> in den Bildern 4 und 5 dargestellt: | Die gleichzeitig mit der [[Schiffsdynamik]] gemessenen geschwindigkeitsabhängigen, schiffser-zeugten Wasserspiegeländerungen ([[Absunk]] z<sub>A</sub>, [[Primärwelle]] H<sub>P</sub> und Sekundärwelle H<sub>S</sub>) und dessen querschnittsabhängige Verteilung im Fahrwasser wurden beispielhaft für den Absunk z<sub>A</sub> in den Bildern 4 und 5 dargestellt: | ||
* Eine mittige Fahrt bewirkt eine symmetrische Verteilung und Abnahme des geschwindigkeitsabhängigen Absunks im Fahrwasserquerschnitt (Bild 4, mittige Fahrt, links). | * Eine mittige Fahrt bewirkt eine symmetrische Verteilung und Abnahme des geschwindigkeitsabhängigen Absunks im Fahrwasserquerschnitt (Bild 4, mittige Fahrt, links). | ||
* Bei geringer UKC bestimmt das Teilquerschnittsverhältnis die Abnahme des Absunks bis hin zum Ufer (Bild 4, außermittige Fahrt, rechts). | * Bei geringer UKC bestimmt das Teilquerschnittsverhältnis die Abnahme des Absunks bis hin zum Ufer (Bild 4, außermittige Fahrt, rechts). | ||
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* Eine außermittige Fahrt bewirkt nur geringe bis sehr geringe Zunahmen des Squat beim Vergleich mit mittiger Fahrt (S ≠ f (L, ...) ). | * Eine außermittige Fahrt bewirkt nur geringe bis sehr geringe Zunahmen des Squat beim Vergleich mit mittiger Fahrt (S ≠ f (L, ...) ). | ||
* Es ist kein wirksamer Einfluss von Böschungsform oder Vorlandbereich auf den Squat bei gleichem Fahrwasserquerschnitt festgestellt worden (S ≠ f (1:m, …) ). | * Es ist kein wirksamer Einfluss von Böschungsform oder Vorlandbereich auf den Squat bei gleichem Fahrwasserquerschnitt festgestellt worden (S ≠ f (1:m, …) ). | ||
* Bei geringer UKC<sub>R</sub> bestimmt das Teilquerschnittsverhältnis n<sub>T</sub> von Schiff A<sub>S</sub>/2 und Wasserstraße A<sub>T</sub> in Abhängigkeit des Passierabstands L zum Ufer das geschwindigkeitsabhängige Maß der schiffserzeugten langperiodischen Wellen- und Strömungsbelastung (z.B.: Absunk z<sub>A</sub> = f (n<sub>T</sub>, v<sub>S</sub>, …) mit n<sub>T</sub> = 0,5 A<sub>T</sub> / A<sub>S</sub> bei A<sub>T</sub> = f (L, ...) ). | * Bei geringer UKC<sub>R</sub> bestimmt das Teilquerschnittsverhältnis n<sub>T</sub> von Schiff A<sub>S</sub>/2 und [[Wasserstraße]] A<sub>T</sub> in Abhängigkeit des Passierabstands L zum Ufer das geschwindigkeitsabhängige Maß der schiffserzeugten langperiodischen Wellen- und Strömungsbelastung (z.B.: Absunk z<sub>A</sub> = f (n<sub>T</sub>, v<sub>S</sub>, …) mit n<sub>T</sub> = 0,5 A<sub>T</sub> / A<sub>S</sub> bei A<sub>T</sub> = f (L, ...) ). | ||
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Version vom 27. Oktober 2017, 09:26 Uhr
Autor: K. Uliczka
Randbedingungen
Die Untersuchungen zum fahrdynamischen Verhalten sehr großer POST-PANMAX-Containerschiffe bei Revierfahrt in seitlich und tiefenbegrenztem Fahrwasser wurden im Flachwasserbecken der BAW-DH (Länge ca. 100 m, Breite ca. 35 m, max. Wassertiefe 0,7 m) in einem Modellmaßstab von 1:40 nach den FROUDEschen Modellgesetzen vorgenommen.
Die Abmessungen und untersuchten Parameter der eingesetzten Modellschiffe waren:
Bezeichnung | Länge | Breite | Tiefgang | UKCR* | cB-Wert** | SG+ | Gewichtstrimm | KG++ |
- | m | m | m | m | - | - | - | m |
JUMBO | 320 | 40 | 14,5 | 1-2 | 0,740 | 6,29 | Hart | 11,8 |
MEGA-JUMBO | 360 | 55 | 15,5 | 1-1,5-2 | 0,677 | 6,10 | Hart | 10,2 |
*UKCR: Under-Keel-Clearance, **cB: Blockkoeffizient, +SG: Schlankheitsgrad, ++KG: Gewichtsschwerpunkt über Kiel
Die Tiefen-FROUDE-Zahlen lagen bei 0,27 < Frh < 0,68. Die REYNOLDS-Zahlen wurden ermittelt zu Werten zwischen 3,1 · 106 < Re < 6,2 · 107 (Faktor 10 > ReKRIT,erf). Durch Einhaltung der geometrischen und dynamischen Ähnlichkeitsbedingungen war die Prognosefähigkeit der Untersuchungen sichergestellt.
Die untersuchten Fahrwasserquerschnitte und (Teil-)Querschnittsverhältnisse sind in Bild 1 beispielhaft für den MEGA-JUMBO zusammengestellt:
- Trapezprofil, mittige Fahrt, Querschnittsverhältnisse n = 25, 20, 15, 10.
- Trapezprofil, außermittige Fahrt, Teilquerschnittsverhältnisse nT = 10/5, 20/10, 25/10.
- Kombiniertes Profil, außermittige Fahrt, Teilquerschnittsverhältnisse nT = 25/10, 20/10, 10/5.
Anmerkungen:
Querschnittsverhältnis n = A / AS
mit: A Fläche des benetzten Wasserstraßenquerschnitts
AS Fläche des benetzten Hauptspantquerschnitts
Teilquerschnittsverhältnis nT = AT / 0,5 AS
mit: AT Fläche des benetzten Wasserstraßen-Teilquerschnitts von Kursachse bis Ufer
Neben den Messungen zur Schiffsdynamik (Squat, Trimm) wurden ebenso die geschwindigkeitsabhängigen Wasserspiegelauslenkungen im Querprofil ausgewertet und analysiert. Dazu werden ausgewählte Ergebnisse dargestellt und bewertet.
Ausgewählte Ergebnisse – Squat und Trimm
Am Beispiel der Messergebnisse für den MEGA-JUMBO werden folgende Zusammenhänge aufgezeigt:
- Geringere Querschnittsverhältnisse von eingetauchtem Hauptspantquerschnitt zum Wasserstraßenquerschnitt führen zu größeren geschwindigkeitsabhängigen Squatwerten (Bild 2).
- Verschiedene Fahrwasserverhältnisse in Form und seitlicher Begrenzung ausge-hend von seitlich unbegrenztem Fahrwasser bis engen hin zur Fahrrinne im Flachwassern führen zu einer deutlichen Zunahme des Squats (Bild 3).
Die Ergebnisse der umfangreichen Untersuchungen zeigen, dass gerade auf längeren Revieren zu großen Seehäfen wie z.B. der Tideelbe, der Tideweser oder der Schelde zum Hafen Antwerpen sowohl die Fahrrinnentiefe als auch die Fahrwasserbreite (der Wasserstraßenquerschnitt) in die Vorausberechnung des geschwindigkeit- und fahrzeugabhängigen maximalen Squat einbezogen werden muss, um die Leichtigkeit und Sicherheit des Schiffsverkehrs zu den Seehäfen von Seiten der WSV zu gewährleisten.
Ausgewählte Ergebnisse – Schiffserzeugte Belastung
Die gleichzeitig mit der Schiffsdynamik gemessenen geschwindigkeitsabhängigen, schiffser-zeugten Wasserspiegeländerungen (Absunk zA, Primärwelle HP und Sekundärwelle HS) und dessen querschnittsabhängige Verteilung im Fahrwasser wurden beispielhaft für den Absunk zA in den Bildern 4 und 5 dargestellt:
- Eine mittige Fahrt bewirkt eine symmetrische Verteilung und Abnahme des geschwindigkeitsabhängigen Absunks im Fahrwasserquerschnitt (Bild 4, mittige Fahrt, links).
- Bei geringer UKC bestimmt das Teilquerschnittsverhältnis die Abnahme des Absunks bis hin zum Ufer (Bild 4, außermittige Fahrt, rechts).
- Die Abnahme des Absunks im Fahrwasserquerschnitt in Abhängigkeit des Passierabstands zum Ufer wird anhand des Vergleichs beider Grafiken in Bild 4 deutlich: Am rechten Ufer ist die Absunkbelastung aufgrund ähnlicher Teilquerschnittsverhältnisse annähernd gleich, am linken Ufer führt der größere Passierabstand des fahrenden Schiffs zu eine deutlich geringeren Belastung am Böschungsfuß.
- Bei sehr engen Querschnittsverhältnissen können schon deutlich geringere Schiffsgeschwindigkeiten (hier vS,MAX = 13,1 kn) hohe Belastungen am Ufer bewirken (Bild 5, mittige Fahrt in Fahrrinne bei asymmetrischem Fahrwasser).
Eine weitergehende Analyse der langperiodischen schiffserzeugten Belastungen am jeweiligen Böschungsfuß in Abhängigkeit der Teilquerschnitte (hier: Absunk zA) fasst die Ergebnisse der umfangreichen Systemversuche der BAW in Bild 6 für das JUMBO-Containerschiff (PPM40) zusammen. Die Grafik zeigt die Abnahmefunktionen des Absunks zA in Abhängigkeit des Teilquerschnittverhältnisses nT für verschiedene Schiffsgeschwindigkeiten eines PPM40-Containerschiffs.
Zum Beispiel kann anhand der Abnahmefunktion für eine Schiffsgeschwindigkeit des PM40 von etwa vS ≈ 13,5 kn (Bild 6, rote Kurve) abgeleitet werden, dass für Teilquerschnittsver-hältnisse zwischen 10 < nT < 23 eine Belastungsabnahme etwa mit einem Faktor F ≈ 5 zu erwarten ist.
Des Weiteren wird anhand der geschwindigkeitsabhängigen Trendlinien deutlich erkennbar, dass kein linearer Zusammenhang von langperiodischer, schiffserzeugter Belastung und Teilquerschnittsverhältnis besteht.
Schlussfolgerungen
- Bei der Bemessung einer Fahrrinnentiefe ist hinsichtlich der Größe des Squats nicht nur die Kielfreiheit UKCR sondern auch das Querschnittsverhältnis n von eingetauchtem Hauptspantquerschnitt AS zum Fahrwasserquerschnitt A zu berücksichtigen (S = f (n, UKCR, vS, ...) mit n = AS / A).
- Eine außermittige Fahrt bewirkt nur geringe bis sehr geringe Zunahmen des Squat beim Vergleich mit mittiger Fahrt (S ≠ f (L, ...) ).
- Es ist kein wirksamer Einfluss von Böschungsform oder Vorlandbereich auf den Squat bei gleichem Fahrwasserquerschnitt festgestellt worden (S ≠ f (1:m, …) ).
- Bei geringer UKCR bestimmt das Teilquerschnittsverhältnis nT von Schiff AS/2 und Wasserstraße AT in Abhängigkeit des Passierabstands L zum Ufer das geschwindigkeitsabhängige Maß der schiffserzeugten langperiodischen Wellen- und Strömungsbelastung (z.B.: Absunk zA = f (nT, vS, …) mit nT = 0,5 AT / AS bei AT = f (L, ...) ).
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